Alle Achtung! Luft zum Atmen braucht Platz zum Wachsen

Die grüne Stadt ist nicht nur schön: Es ist auch höchst angenehm, im Schutz von großen Bäumen zu wohnen, die Lärm und Abgase spürbar reduzieren. Foto: IDgS
Das innerstädtische Grün erhält mit der aktuellen Debatte zum Thema Feinstaub wieder verstärkt Aufmerksamkeit. Städte und Gemeinden legen Maßnahmenkataloge zur Reduzierung der gesundheitsschädigenden Mikropartikel vor, dazu gehört unter anderem auch die Erhöhung der Anzahl von Straßenbäumen.
Die Leistungsbilanz eines gesunden Laubbaumes ist beeindruckend: Eine 40jährige Buche produziert pro Tag 7000 Liter Sauerstoff, bindet 9000 Liter Kohlendioxid, verdunstet dabei 400 Liter Wasser und filtert 2 Kilogramm Staub. Rechnen Sie mal: Die Grünflächenämter in den Städten und Gemeinden haben genaue Aufstellungen über die Grünflächen in ihrem Gebiet und geben schon auf ihren Websites die Anzahl der Bäume an: In Düsseldorf stehen demnach 53.391, in Freiburg sind es 45.071, in Berlin rund 412.000 Bäume. Nicht alle sind 40 Jahre alt und nicht alle stehen unter optimalen Bedingungen, aber alle zusammen haben eine wesentliche Funktion: Bäume prägen Stadtlandschaften und erfüllen gerade in der Stadt wichtige ökologische und ästhetische Funktionen.
Grün wirkt!
Das Prinzip ist ebenso einfach wie genial: Bäume, die Photosynthese betreiben, verarbeiten Kohlendioxid zu Sauerstoff und verdunsten dabei feinste Wassertröpfchen. Durch die erhöhte Luftfeuchtigkeit werden Stäube gebunden und sinken zu Boden. Die Luft wird gefiltert und der hustende Stadtmensch kann aufatmen. Gerade in den am meisten belasteten Straßenzügen ist aber oftmals kein Platz für eine angemessene Bepflanzung. Problematisch ist auch, dass die Schadstoffeinträge und die lokal erhöhten Ozonwerte in Innenstädten nicht nur den Menschen zusetzen, sondern ebenso den Bäumen am Straßenrand. Der beengte Raum im Kronen- und Wurzelbereich, Bodenverdichtungen und Stammverletzungen durch parkende Autos sowie der sommerliche Wasserstress sind zusätzliche Faktoren, die die positive Wirkung von Bäumen auf das Stadtklima einschränken können. Für die optimale Wirkung ist entscheidend, dass die richtigen Bäume gepflanzt werden: Die Auswahl an Bäumen für städtische Standorte ist groß, und selbst für die schwierigen Bedingungen am Straßenrand stehen verschiedenste Baumarten zur Verfügung.
Wenn nicht nur die Sägen heulen ...
Spätestens, wenn eine Baumfällung ansteht, zeigt sich des Städters hohe emotionale Bindung zu dem Wesen vor seiner Haustür: Mit erbittertem Protest bis hin zur Baumbesetzung so geschehen in München - wird für den Erhalt des bedrohten Grüns gekämpft. Auch die zunehmende Zahl der Baumpatenschaften und die liebevolle Bepflanzung und Pflege der Baumscheiben als Kleinstgarten zeigt, dass das ehemals abständige Straßenbegleitgrün längst zum geschätzten Stückchen Natur in der Stadt geworden ist. Straßenbäume bieten zahlreichen Tieren Lebensraum und bringen das morgendliche Zwitschern der Vögel bis vor das eigene Fenster. Dazu sorgt das Grün auch für einen positiven psychologischen Effekt. Begrünte Straßenzüge werden automatisch mit höherer Wohnqualität und mehr Wohlbefinden in Zusammenhang gebracht.
An den Straßenbäumen kann der Stadtbewohner die Jahreszeiten ablesen. Frühlingsgefühle stellen sich ein, wenn die Äste zartes Maigrün zeigen, und wenn man im kühlen Schatten des Biergartens den Tag vertrödelt, ist der Sommer da.
Vielerorts werden die Aktivitäten privater Stadtbegrüner belohnt: Einige Kommunen locken mit finanzieller Unterstützung, um den Anteil bepflanzter Höfe, Dächer und Fassaden zu erhöhen. Andere loben Preise aus und unterstützen den Wettbewerb zwischen verschiedenen Stadtteilen um die schönste Grünanlage. Doch so lobenswert jede kleine Aktion zur Verbesserung des Stadtklimas auch ist: In feierlichen Aktionen Einzelbäume zu pflanzen reicht nicht aus. Um eine gesunde Durchgrünung der Innenstädte auch im Großen zu realisieren, müssen die Bedingungen stimmen, unter denen Bäume langfristig gedeihen können. Hier sind (Landschafts-)Architekten sowie Stadt- und Verkehrsplaner gefordert: Planung tut Not! Eine Planung, die dem Grün nicht nur Restflächen zuweist, sondern einen gleichberechtigten Platz neben bebauter Fläche und Verkehrswegen. Dann können wir aufatmen! (Quelle: IDgS)
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