Haremsgeflüster: Blumisch im Morgenland

1001 Blumisch: Güldene Füllhörner, sanftes Licht und außergewöhnliche Blütenschönheiten holen den Orient in die eigene Wohnung. Foto: BBH / CMA
Die Kunst mit Blumen, d.h. auf Blumisch, eine (geheime) Botschaft zu übermitteln, hat eine lange Tradition. Höchstwahrscheinlich kommt sie aus dem antiken Persien, wo Blumen und Gärten eine bedeutende Rolle im Alltagsleben zukam, und wanderte im Laufe der Jahrhunderte weiter gen Westen, bis die Blumenbegeisterung ganz Europa erfasste.
Von Odalisken und Blumen
Frühes Blumisch in Europa hat eindeutig osmanische Wurzeln. Auf ihrer Reise nach Istanbul entdeckte Lady Mary Wortley Montagu, die damalige Gattin des englischen Botschafters am Hof des Sultans, die Kommunikation durch die Blume im Harem. In ihren "Briefen aus dem Orient" aus dem Jahre 1718 berichtete sie über die Möglichkeiten der Haremsfrauen, der Außenwelt Nachrichten zukommen zu lassen und zwar auf Blumisch. Vermutlich lösten ihre Briefe auch in Europa die neue Art der Kommunikation durch die Blume aus. Blumensträuße, die schon in früheren Jahrhunderten als Zeichen der Liebe und Zuneigung verschenkt wurden, konnten jetzt mit verschlüsselten Botschaften eine zusätzliche Bedeutung bekommen. Dabei ging es nicht nur um die Symbolkraft einzelner Blumenarten und Farben, sondern auch um die Kunst, Pflanzen in einer bestimmten Art zu arrangieren. Je nach Kombination der verschiedenen Blüten änderte sich auch die Bedeutung des Blumenstraußes.

Welch eine Wohltat: Nach einem anstrengenden Tag in weiche Kissen sinken und das Auge mit Blütenschönheiten verwöhnen - Luxus auf Blumisch! Foto: BBH / CMA
Multikulti auf Blumisch
Einmal in Europa angekommen, wurde das orientalische Blumisch von heimischen Sitten und Gebräuchen beeinflusst. Eine typisch französische Tradition verlangte zum Beispiel, dass Sträuße immer eine ungerade Anzahl von Blumen enthielten. Damit wollte man zeigen, dass der Strauß beim Floristen, der die Blumen sorgfältig auswählte, erstanden wurde und nicht etwa auf dem Markt quelle horreur! , wo Blumen immer in gerader Anzahl zu kaufen waren.
Blumisch liberal
Früher war es viel schwieriger als heute, fehlerfrei Blumisch zu sprechen. Denn viele Regeln und Gesetze mussten beachtet werden, wollte man nicht die gesellschaftlichen Normen verletzen. So hätte es zum Beispiel ein Mann niemals wagen dürfen, einer verheirateten Frau Blumen oder sogar einen Strauß roter Rosen zu schicken. Ebenso hätte ein junges Mädchen außer von ihrem Verlobten von niemandem Blumen angenommen und die Vorstellung, dass eine Frau einem Mann Blumen schenkt undenkbar! Heutzutage sind die Sitten Gott sei Dank nicht mehr so streng, ist es jedem selbst überlassen, wann und wem er welche Blume oder Pflanze schenkt.
Wann haben Sie sich denn das letzte Mal Blumisch geäußert? Sie erinnern sich nicht mehr? Dann wird es aber höchste Zeit! Keine Hemmungen und legen Sie los! (Quelle: BBH / CMA)
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