Blumenstars: Die Geschichte hinter den Blüten

Rote Nelken sind wieder 'in' - auch unabhängig von der politischen Gesinnung. Als herbstlicher Strauß bringen sie Farbe und Fröhlichkeit in die Wohnung. Foto: CMA
Gibt es Kultblumen? Es gibt Kultfilme, Kultmarken, Kultbücher, Herrscherkult, Personenkult, Objektkult jemand ist kult, ... ist total kult. Kulthandlungen schaffen eine Basis der Gemeinschaft und sorgen für den sozialen Zusammenhalt von Gruppen. Die Bezeichnung Kult verleiht ausgewählten Objekten einen besonderen Nimbus, der sie zu vermeintlich einzigartigen Artikeln macht, die sich aus der Masse herausheben. Als symbolische Gegenstände übersteigen sie ihre ursprüngliche Bestimmung und dienen den in die Symbolik eingeweihten Mitgliedern zur Orientierung und Definition. Auch einige Blumen haben zu bestimmten Zeiten kultartigen Status erreicht und sind zum Markenzeichen für eine mehr oder weniger große Gruppe geworden.
Ein Waschmittel lässt grüßen
Wer die 70er Jahre bewusst erlebte, kann sich an sie erinnern: die Pril-Blume. Obwohl nur mit Augenzwinkern dem Pflanzenreich zuzuordnen, darf diese Blume hier nicht fehlen, da sie im wahrsten Sinne des Wortes Kultstatus hat(te). Es handelt sich um stilisierte Blüten in fünf verschiedenen Farbzusammenstellungen, die als Blümchenaufkleber auf einer Spülmittelflasche ab 1972 im Rahmen der Werbeaktion Fröhliche Küche zum ersten Mal auftauchten. Sie waren eigentlich nur als kurzfristige Beigabe gedacht, entwickelten sich aber zu einem Symbol für das Lebensgefühl eines ganzen Jahrzehnts.
Die grüne Sonne
Ein Jahrzehnt später, zu Beginn der 80er Jahre, avancierte die Sonnenblume, stilisiert als lächelnde Sonne, zum Symbol der Atomkraft-Gegner und der Friedensbewegung, die sich international für atomare Abrüstung einsetzte. Die 1980 neu gegründete Partei der Grünen, die sich u.a. aus diesen Bürgerbewegungen formierte, wählte die Sonnenblume als programmatisches Parteilogo, die das Umweltbewusstsein der Mitglieder symbolisierte. Damit schlossen sie durchaus an althergebrachte Traditionen an: In ihrer Heimat in Mittel- und Südamerika galt die Sonnenblume als Symbol des Sonnengottes. In ihrer Klarheit und Größe steht sie für reife Individualität, persönliche Kraft und starke Ausstrahlung. Ferner galt sie den Azteken als Symbol für Fruchtbarkeit, Gesundheit und Weisheit.
Politisch korrekt
Nelken sind nicht nur wieder in, sondern sie mischen schon seit langem in der Politik mit. Die rote Nelke gilt heute international als das Symbol für sozialdemokratische und sozialistische Organisationen. Ursprünglich war die rote Rose die Blume der revolutionären ArbeiterInnenbewegung, sie wurde aber damals auch aus Preisgründen durch die rote Nelke verdrängt. (Scheinbar störte es dabei keinen, dass rote Nelken um 1790 bei französischen Royalisten als Zeichen ihrer anti-revolutionären Gesinnung in Mode waren!)
Beim ersten europaweit veranstalteten Aufmarsch am 1. Mai 1890 wurde das Mitführen roter Fahnen fast überall behördlich verboten und als Zeichen der Solidarität und zur Erkennung der Gesinnung wurden rote Nelken verteilt. Noch heute finden sich an den Gedenkstätten für Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht in Berlin sowie am Grab von Karl Marx in London frische rote Nelken von Verehrern. Heutzutage ist die Nelke auch ein Symbol für die gewaltfreie Umgestaltung der Gesellschaft, nicht zuletzt unter dem Eindruck der Nelkenrevolution 1974 in Portugal, als das faschistische Regime entmachtet wurde.
Roter Klatschmohn für den Frieden
In Flanders fields the poppies blow, between the crosses, row on row, that mark our place ( ), John McCrae, 1915.
Wer im November in Großbritannien ist, sieht auch heutzutage überall rote Papierblumen am Revers der Jacken, Mäntel, Blazer und Jacketts. Diese handgemachten, stilisierten Klatschmohnblüten erinnern an die Mohnblumen, die während des Ersten Weltkriegs in großen Mengen auf den Schlachtfeldern Flanderns blühten, auf denen Abertausende Soldaten den Tod fanden. Ihnen hat der kanadische Soldat und Militärarzt John McCrae mit seinem berühmten Gedicht In Flanders Fields ein Denkmal gesetzt. In Großbritannien und weiten Teilen des Britischen Commonwealth werden um den Remembrance Day dem Sonntag nach dem 11. November, dem Tag des Waffenstillstands die Toten des Ersten und des Zweiten Weltkrieges durch das Tragen der Papier-Mohnblumen mahnend geehrt.
Seit den 1920er Jahren werden die Red Poppies vom britischen Veteranenverband hergestellt und am Remembrance Day gegen einen kleinen Betrag verkauft. Der Erlös kommt bedürftigen ehemaligen Soldaten und ihren Familien zugute. Die roten Papierblüten stehen in Großbritannien auch symbolisch für alle anderen bewaffneten Konflikte in der neueren britischen Geschichte und schaffen am Poppy Day ein klassenübergreifendes Nationalgefühl.
Und hierzulande? Die Zeichen der Mode stehen auf blumig Blütenstoffe werden zu Mänteln, Kleidern, Blumen sind ein wichtiges Accessoire. Also, ab zum Floristen und mutig (mit-)mischen. Eine Blume am Revers verrät den echten Trendsetter! (Quelle: CMA)
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