Der Kirschbaum
Mythisch und nützlich
Kirschbäume werden etwa so alt wie Menschen kein Wunder, dass sie in der Mythologie eine große Rolle spielen. Aber auch als Nutzbaum ist die Kirsche bedeutend: In der Volksmedizin wird die Frucht schon seit vielen Jahrhunderten eingesetzt und das Kirschholz ist ein begehrtes Holz für die Verarbeitung. Die natürliche Verbreitung der Kirsche wird weitgehend nur begrenzt durch ihre Spätfrostempfindlichkeit. Deshalb findet man sie nicht mehr in Nordosteuropa und auch nicht in den höheren Berglagen. Das schnelle Jugendwachstum der Kirsche hört bald auf; nach 40 oder 50 Jahren hat sie ihre endgültige Höhe von 20, im Bestand maximal 30 Metern erreicht. Der Förster muss ihr also helfen, damit sie von benachbarten Baumarten nicht überwachsen wird.
Selbstschutz
Am Blattstiel befinden sich bei der Vogel-Kirsche ein paar Nektardrüsen. Hiermit locken die Bäume auch außerhalb der Fruchtsaison Ameisen an und die fallen dann über Raupen her, die die Blätter fressen wollen. Sollten trotz dieser geschickt animierten Nachbarschaftshilfe einmal Verletzungen vorkommen, so haben Vogel-Kirschen eine weitere geschickte Lösung gefunden: Was den Nadelbäumen ihr Harz, ist der Kirsche ein Gummifluss. Als Reaktion auf Verletzungen wird dieser Gummifluss aktiviert; er versiegelt die Wunde und schützt so den Stamm vor dem weiteren Eintritt von Krankheitserregern denn dagegen ist die Kirsche ziemlich empfindlich. Selbst Virus- und Bakterienkrankheiten, die bei anderen Baumarten generell selten sind, kommen bei der Kirsche recht häufig vor. Der Gummifluss härtet in der Luft aus und sieht aus wie Bernstein. Katzengold wird er auch genannt, weil er so wertvoll aussieht.
Die Heilige Barbara und der Kirschbaum
Vom Kirschbaum stammen die Barbarazweige, die am Barbaratag, dem 4. Dezember, von heiratsfähigen Mädchen geschnitten und ins Wasser gestellt werden. (Je nach Gegend und Brauchtum werden auch andere als Kirschzweige verwendet.) Der blühende Zweig gibt Hinweise auf ihren zukünftigen Ehemann. Dieser Brauch des Barbarazweiges ist einer von vielen uralten Orakelbräuchen. Schriftlich nachgewiesen ist er seit dem 13. Jahrhundert. Er wird vor allem in Bevölkerungsgruppen ausgeübt, denen die heilige Barbara, eine der Vierzehn Nothelfer, als Schutzpatronin gilt. Und das sind viele: Sie ist Helferin gegen Blitz- und Feuergefahr, Schutzpatronin der Geologen, der Sterbenden, der Artillerie, der Bergleute, der Schlesier, der Gefangenen, der Glöckner, der Architekten und der Helfer des Technischen Hilfswerks. Die Legende sagt, dass Barbara Ende des dritten Jahrhunderts im heutigen Libanon lebte. Sie wandte sich dem Christentum zu, was ihr Vater zu verhindern versuchte. Er sperrte sie ein, quasi als Hausarrest, später wurde sie vom römischen Statthalter ins Gefängnis gesteckt. Auf dem Weg in das Gefängnis blieb Barbara mit ihrem Gewand an einem Zweig hängen. Sie stellte den abgebrochenen Zweig in ein Gefäß mit Wasser, und er blühte genau an dem Tag, an dem sie zum Tode verurteilt wurde.
Die Kirsche in der früheren Volksmedizin
Kirsen machen gut geblüt / bringen Lust zur Speisen / zertheilen Phlegmata / zähen Schleim / und treiben den Stein / erweichen auch / wann sie frisch seint den Bauch ( ) Gedörrte oder gebackene Kirsen stopffen den Bauch. Etliche distillieren auß den wilden schwarzen Kirsen en Wasser das soll denen dienen so die Sprach verlegen ist / Den bösen Weibern were das holtz am besten. Plinius schreibet / so jemand morgens früh / dieweil noch der Taw auf den Kirsen ligt / dieselbigen sampt den Kernen ganz hinab schlucket machen sie vil Stulgang. ( ) Kirßkernen ( ) tödten die Würm im Leib.
Dies und noch viel mehr hat Hieronymus Bock 1539 in seinem Kreuterbuch zusammengetragen. Nun müssen Sie nur noch überlegen, woran sie leiden an bösen Weibern, an Verstopfung oder dem Gegenteil, an Magersucht, an Nierensteinen oder ob Sie einfach nur gesprächiger werden wollen Kirschwasser, gerade wenn es aus wilden Vogel-Kirschen gebrannt ist, ist aber sicherlich eine wirkliche Spezialität und dank Hieronymus Bock gibt es nun auch für dessen Genuss eine medizinische Indikation.
Louis XVI und der Kirschbaum
Kirschbaumholz wird seit der Stil-Epoche Louis XVI gerne für den Möbelbau verwendet, strahlt es doch gleichermaßen wohnliche Atmosphäre und vornehme Eleganz aus. In der Biedermeierzeit verdrängte es teilweise sogar den Nussbaum. Die damalige (Über-)Nutzung führte zu einer merklichen Abnahme der Kirsche in den Wäldern.
Auch heute wird Kirschbaumholz, sowohl als Furnier als auch massiv, vorrangig in der Möbelindustrie eingesetzt, insbesondere im Stilmöbelbau, aber auch für moderne Möbel. Bei Kunsttischlern ist dieses Holz hoch begehrt, das sich im Übrigen ausgezeichnet mit helleren und dunkleren Hölzern sowie anderen Materialien (insbesondere Glas) kombinieren lässt. Im anspruchsvollen Innenausbau wird Kirschbaum als Deckfurnier vor allem für Wand- und Deckenbekleidungen sowie für Einbaumöbel von Geschäfts- und Repräsentationsräumen eingesetzt. Daneben findet es u.a. für exklusives Parkett Verwendung. Im gehobenen Fahrzeugbau ist Kirsche schließlich ein beliebtes Furnier für Armaturenbretter. Weitere für diese Holzart typische Anwendungsbereiche sind Einlege-, Bildhauer-, Schnitz- und Drechslerarbeiten. In der Drechslerei wird es vor allem für kunstgewerbliche Artikel genutzt. Außerdem dient das Holz zur Herstellung von Schmuck- und Zierkästen, Bilderrahmen, Musikinstrumenten (Holzblasinstrumente, Pianos) und diversen Kleinteilen bis hin zum Bürstenrücken.
Der schmale, ca. 2,5 bis 5,0 cm breite Splint ist gelblich- bis rötlichweiß gefärbt. Das Kernholz ist im frischen Zustand nur wenig dunkler, gelblich- oder hellrötlichbraun, dunkelt aber unter dem Einfluss des Lichtes zu einem rötlichbraunen bis hellgoldbraunen Farbton nach. Manchmal können dunkle, rotbraune bis schwärzliche Einschlüsse gummiartiger Kernstoffe bis hin zu so genannten Gummiadern auftreten. Die Jahrringe sind deutlich voneinander abgesetzt. Auf den Längsflächen bilden die Frühholzporen feine Fladern bzw. Streifen, zuweilen geflammte Texturen, die wesentlich zum charakteristischen Holzbild des Kirschbaumes beitragen.
.Quelle: IDgS
Weitere Informationen: www.baum-des-jahres.de

Ab September färben sich die Blätter der Vogel-Kirsch prächtig gelb, orange und rot. Foto: Roloff/IdGS
Selbstschutz
Am Blattstiel befinden sich bei der Vogel-Kirsche ein paar Nektardrüsen. Hiermit locken die Bäume auch außerhalb der Fruchtsaison Ameisen an und die fallen dann über Raupen her, die die Blätter fressen wollen. Sollten trotz dieser geschickt animierten Nachbarschaftshilfe einmal Verletzungen vorkommen, so haben Vogel-Kirschen eine weitere geschickte Lösung gefunden: Was den Nadelbäumen ihr Harz, ist der Kirsche ein Gummifluss. Als Reaktion auf Verletzungen wird dieser Gummifluss aktiviert; er versiegelt die Wunde und schützt so den Stamm vor dem weiteren Eintritt von Krankheitserregern denn dagegen ist die Kirsche ziemlich empfindlich. Selbst Virus- und Bakterienkrankheiten, die bei anderen Baumarten generell selten sind, kommen bei der Kirsche recht häufig vor. Der Gummifluss härtet in der Luft aus und sieht aus wie Bernstein. Katzengold wird er auch genannt, weil er so wertvoll aussieht.
Die Heilige Barbara und der Kirschbaum
Vom Kirschbaum stammen die Barbarazweige, die am Barbaratag, dem 4. Dezember, von heiratsfähigen Mädchen geschnitten und ins Wasser gestellt werden. (Je nach Gegend und Brauchtum werden auch andere als Kirschzweige verwendet.) Der blühende Zweig gibt Hinweise auf ihren zukünftigen Ehemann. Dieser Brauch des Barbarazweiges ist einer von vielen uralten Orakelbräuchen. Schriftlich nachgewiesen ist er seit dem 13. Jahrhundert. Er wird vor allem in Bevölkerungsgruppen ausgeübt, denen die heilige Barbara, eine der Vierzehn Nothelfer, als Schutzpatronin gilt. Und das sind viele: Sie ist Helferin gegen Blitz- und Feuergefahr, Schutzpatronin der Geologen, der Sterbenden, der Artillerie, der Bergleute, der Schlesier, der Gefangenen, der Glöckner, der Architekten und der Helfer des Technischen Hilfswerks. Die Legende sagt, dass Barbara Ende des dritten Jahrhunderts im heutigen Libanon lebte. Sie wandte sich dem Christentum zu, was ihr Vater zu verhindern versuchte. Er sperrte sie ein, quasi als Hausarrest, später wurde sie vom römischen Statthalter ins Gefängnis gesteckt. Auf dem Weg in das Gefängnis blieb Barbara mit ihrem Gewand an einem Zweig hängen. Sie stellte den abgebrochenen Zweig in ein Gefäß mit Wasser, und er blühte genau an dem Tag, an dem sie zum Tode verurteilt wurde.
Die Kirsche in der früheren Volksmedizin
Kirsen machen gut geblüt / bringen Lust zur Speisen / zertheilen Phlegmata / zähen Schleim / und treiben den Stein / erweichen auch / wann sie frisch seint den Bauch ( ) Gedörrte oder gebackene Kirsen stopffen den Bauch. Etliche distillieren auß den wilden schwarzen Kirsen en Wasser das soll denen dienen so die Sprach verlegen ist / Den bösen Weibern were das holtz am besten. Plinius schreibet / so jemand morgens früh / dieweil noch der Taw auf den Kirsen ligt / dieselbigen sampt den Kernen ganz hinab schlucket machen sie vil Stulgang. ( ) Kirßkernen ( ) tödten die Würm im Leib.
Dies und noch viel mehr hat Hieronymus Bock 1539 in seinem Kreuterbuch zusammengetragen. Nun müssen Sie nur noch überlegen, woran sie leiden an bösen Weibern, an Verstopfung oder dem Gegenteil, an Magersucht, an Nierensteinen oder ob Sie einfach nur gesprächiger werden wollen Kirschwasser, gerade wenn es aus wilden Vogel-Kirschen gebrannt ist, ist aber sicherlich eine wirkliche Spezialität und dank Hieronymus Bock gibt es nun auch für dessen Genuss eine medizinische Indikation.
Louis XVI und der Kirschbaum
Kirschbaumholz wird seit der Stil-Epoche Louis XVI gerne für den Möbelbau verwendet, strahlt es doch gleichermaßen wohnliche Atmosphäre und vornehme Eleganz aus. In der Biedermeierzeit verdrängte es teilweise sogar den Nussbaum. Die damalige (Über-)Nutzung führte zu einer merklichen Abnahme der Kirsche in den Wäldern.
Auch heute wird Kirschbaumholz, sowohl als Furnier als auch massiv, vorrangig in der Möbelindustrie eingesetzt, insbesondere im Stilmöbelbau, aber auch für moderne Möbel. Bei Kunsttischlern ist dieses Holz hoch begehrt, das sich im Übrigen ausgezeichnet mit helleren und dunkleren Hölzern sowie anderen Materialien (insbesondere Glas) kombinieren lässt. Im anspruchsvollen Innenausbau wird Kirschbaum als Deckfurnier vor allem für Wand- und Deckenbekleidungen sowie für Einbaumöbel von Geschäfts- und Repräsentationsräumen eingesetzt. Daneben findet es u.a. für exklusives Parkett Verwendung. Im gehobenen Fahrzeugbau ist Kirsche schließlich ein beliebtes Furnier für Armaturenbretter. Weitere für diese Holzart typische Anwendungsbereiche sind Einlege-, Bildhauer-, Schnitz- und Drechslerarbeiten. In der Drechslerei wird es vor allem für kunstgewerbliche Artikel genutzt. Außerdem dient das Holz zur Herstellung von Schmuck- und Zierkästen, Bilderrahmen, Musikinstrumenten (Holzblasinstrumente, Pianos) und diversen Kleinteilen bis hin zum Bürstenrücken.
Der schmale, ca. 2,5 bis 5,0 cm breite Splint ist gelblich- bis rötlichweiß gefärbt. Das Kernholz ist im frischen Zustand nur wenig dunkler, gelblich- oder hellrötlichbraun, dunkelt aber unter dem Einfluss des Lichtes zu einem rötlichbraunen bis hellgoldbraunen Farbton nach. Manchmal können dunkle, rotbraune bis schwärzliche Einschlüsse gummiartiger Kernstoffe bis hin zu so genannten Gummiadern auftreten. Die Jahrringe sind deutlich voneinander abgesetzt. Auf den Längsflächen bilden die Frühholzporen feine Fladern bzw. Streifen, zuweilen geflammte Texturen, die wesentlich zum charakteristischen Holzbild des Kirschbaumes beitragen.
.Quelle: IDgS
Weitere Informationen: www.baum-des-jahres.de